Homöopathika sind also nicht mit Medikamenten vergleichbar. Ihre Wirksamkeit beruht auf einem völlig anderen Prinzip. Dieses Prinzip ist keineswegs als veraltet anzusehen, nur weil es vor ca. 200 Jahren von Hahnemann eingeführt wurde. Im Gegenteil: Homöopathika basieren auf einer physikalischen Grundlage, die moderner nicht sein könnte. Was man gerne als «Hahnemanns Geheimnis» bezeichnet war schon den alten Griechen kein Geheimnis mehr und erst rccht nicht zu Hahnemanns Lebzeiten. Umso erstaunlicher ist die Tatsache, dass man dieses angebliche Geheimnis bis heute nicht enträtselt hat, obwohl es doch in allen Physikbüchern der Welt nachzulesen ist.
Man kann wohl davon ausgehen, dass Hahnemann nicht nur von den Entwicklungen der Medizin und Chemie, die seine Berufe als Arzt, Apotheker und Pharmazeut betrafen, interessiert war. Es ist anzunehmen, dass er sich auch für die Physik interessierte, denn innerhalb seiner Lebenszeit vollzog sich ein technischer Aufbruch, in welchem zahlreiche bekannte Persönlichkeiten der Physik ihre Vorstellungen von den Naturwissenschaften formulierten und deren Namen uns alle auch heute noch geläufig sind.
Hahnemann erlebte Watt, Coloumb, Galvani, Volta, Seebeck, Ampere, Gauß, Oersted, Ohm und Faraday. Ihre Forschungen führten zu den bedeutendsten Grundlagen der Physik, die heute noch ihre Gültigkeit haben. So wurden im Jahre 1820 zum ersten Mal Messungen des magnetischen Feldes vorgenommen und die Wirkungen des elektrischen Stroms untersucht. Auch das 1831 formulierte Gesetz der elektromagnetischen Induktion wird Hahnemann über seine Tätigkeit und seinen Wissensbereich von Medizin und Pharmazie hinaus beeinflusst haben. Regelrecht studiert haben muss er die Gesetze von Elektrostatik und Magnetostatik, denn die waren zu seiner Zeit schon lange bekannt, obwohl James Maxwell erst 1864, also nach dem Tod von Hahnemann, seine berühmten «Maxwellschen Gleichungen» formulierte.
Vielleicht setzte sich Hahnemann auch mit den Theorien und Praktiken des Arztes Franz Anton Mesmer auseinander, der wie er selbst einige Zeit in Paris lebte und arbeitete. Der Begründer des so genannten Mesmerismus und des «Animalischen Magnetismus», den man gerne auch heute noch als Scharlatan bezeichnet, heilte seine Patienten mit Magneten. Auch das war damals wie heute, genau wie die Homöopathie, eine völlig indiskutable Heilmethode, für die man nur Hohn und Spott übrig hatte.
Gemeinsam war den beiden Außenseitern der Gedanke, mit Hilfe von elektrischer (Hahnemann) beziehungsweise magnetischer (Mesmer) Energie die Selbstheilungskräfte ihrer Patienten zu stärken und somit eine Selbstheilung herbei zu führen. Sie gingen zwar unterschiedliche Wege, um dieses Ziel zu erreichen, aber aus heutiger Sicht haben sie dennoch die Gemeinsamkeit der Energiezufuhr in den menschlichen (und tierischen) Körper. Während Hahnemann direkt vorging, indem er als heilsam erkannte Wirkstoffe mit statischer Energie versah, kam Mesmer auf den Gedanken, nach der Einnahme einer Arznei Energie durch das Auflegen eines Magneten in den Körper zu induzieren, um auf diese Weise die Selbstheilungskräfte zu stärken. So könnte es denn sein, dass Hahnemann vielleicht nicht von Anfang an, so doch später, erkannte, welche Macht er da bewusst oder unbewusst durch seine Potenzierungsschritte heraufbeschworen hatte. Warum hat er dann aber seine Jünger über diesen wichtigen Teil seiner Homöopathika nicht aufgeklärt? Meines Wissens findet sich kein einziger direkter Hinweis auf den Faktor «Energie» in seinen Schriften.
Es ist reine Spekulation, aber es könnte sein, dass Hahnemann, der so wie so schon in der Kritik der Schulmediziner stand, nicht das gleiche Schicksal wie Franz Anton Mesmer (1734-1815) erleiden wollte Im Jahre 1784 hatten die etablierten Mediziner in Paris eine Untersuchung über die Heilmethoden von Mesmer veranlasst. Die eingesetzte Kommission der Akademie der Wissenschaften kam zu dem -Ergebnis, alle Heilerfolge Mesmers basierten nur auf Einbildungen seiner Patienten und auf einer hysterischen Überreiztheit ihrer Nerven (heute würde man es Placebo-Effekt nennen!). Es kam zum Eklat, Mesmer floh aus Frankreich in die Schweiz, wo er noch viele Jahre als Landarzt in aller Stille tätig war.
Für Hahnemann gab es noch einen Grund, die Aufladung seiner Homöopathika mit statischer Energie in der Öffentlichkeit zu verheimlichen bzw. zu «vernebeln». Er wolle sich nicht der Lächerlichkeit preisgeben und zum Jahrmarkt-Popanz werden. Die Begründung für diese Annahme liegt in einer Erfindung, die ca. 10 Jahre vor Hahnemanns Geburt erfunden bald darauf zu einer Jahrmarkts-Attraktion wurde: die Leidener Flasche. Mit dieser von Ewald Georg von Kleist und anderen erfundene Flasche konnte man statische Elektrizität speichern und transportieren., weshalb man sie heute als ersten Hochspannungs-Kondensator ansieht. Obwohl die Leidener Flasche überhaupt nicht für Hahnemanns Konzept geeignet war, weil sie unkontrollierte und sehr starke statische Elektrizität von außen über eine Elektrisiermaschine bezog, erzeugte und speicherte sie doch statische Ladungen. Dadurch wurde die Flasche zur Attraktion auf den Jahrmärkten. Bei wikipedia heißt es dazu: «Bei den damals beliebten öffentlichen Demonstrationen der Elektrizität wurde auch der „Kleistsche Stoß“ vorgeführt, bei dem einer Menschenkette ein Schlag aus einer Leidener Flasche versetzt wurde, wodurch die Versuchspersonen in Zuckungen verfielen.»
Waren das die Gründe für die von Hahnemann so gern gewählten Umschreibungen wie etwa der Satz vom «geistigen Wesen, das von der Ursubstanz schrittweise übergeht vom Stofflichen ins Unstoffliche?» Sollten solche Äußerungen zur Verschleierungen der Energieerzeugung in homöopathischen Mitteln dienen? Wenn diese Frage mit einem Ja beantwortet werden kann, dann war Hahnemanns Taktik bis heute erfolgreich. Doch ich meine: Es wird Zeit, den Nebel weg zu fegen und den Beweis für die Wissenschaftlichkeit der Homöopathie endlich offen zu legen.