Freitag, 19. November 2010

Kapitel 2 Unterschiedliche Denkweisen

Will man sich mit diesen Kritikpunkten näher beschäftigen, muss man zuerst die unterschiedlichen Denkweisen zwischen der konventionellen Medizin und der Homöopathie zur Kenntnis nehmen. Ein Medikament der Pharmaindustrie entsteht innerhalb eines langwierigen Auswahlprozesses. Der erste Schritt besteht in der Auswahl eines geeigneten Wirkstoffes, dessen heilsame Wirkung gegenüber einer oder mehrerer Krankheiten erkannt ist. Nachdem die Wirkstoff-Auswahl getroffen ist, wird anschließend die Wirkstoff-Konzentration und die Einnahme-Dosis festgelegt. Klinische Studien schließen sich an und bei ihrem erfolgreichem Verlauf erhält das Medikament die Zulassung durch die zuständige Behörde.

Es sind also im wesentlichen vier Schritte zur Kreation eines neuen Medikamentes:
  1. Die Auswahl des geeigneten Wirkstoffes
  2. Die Festlegung der Wirkstoff-Konzentration
  3. Die Empfehlung der Dosierung
  4. Die Feststellung und Bekanntgabe eventueller Nebenwirkungen und Unverträglichkeiten

Auf dieser Basis beruhen alle Medikamente; sie ist für jedermann einleuchtend und damit steht ihre wissenschaftliche Grundlage innerhalb der Pharmazie außer Frage.

Die Kritiker der Homöopathie legen die genannten Grundlagen, auf denen Medikamente beruhen, auch für die Beurteilung homöopathischer Arzneien zugrunde. Demnach kann eine Arznei nur wirken, wenn sie auf dem für die Behandlung einer bestimmten Erkrankung als richtig erkannten Wirkstoff beruht und dieser Wirkstoff in einer bestimmten Konzentration und Menge verabreicht wird.

Legt man die vier genannten Punkte auch für Homöopathika an, so wird sehr schnell deutlich, dass diese ganz und gar nicht den üblichen Kriterien entsprechen. Damit wird die ablehnende Haltung gegenüber den Homöopathika begründet, obwohl doch immer wieder positive Heilungsberichte von ihren Anwendern vorgetragen werden. Als «Ausweg» dieser Erklärungsnot hat man sich sowohl bei vielen Befürwortern der Homöopathie (nicht bei den Homöopathen selbst!) als auch bei ihren Gegnern auf den Placebo-Effekt geeinigt. Das bedeutet, dass die Homöopathie insgesamt als Musterbeispiel für den Placebo-Effekt angesehen wird.

Problematisch an der Einstufung der Homöopathie als Placebo- und damit als «Scheinmedikament» ist die Darlegung mancher Beispiele, die aufzeigen, was man mit Placebos alles erreichen kann. Darunter sind Beispiele ernsthafter Erkrankungen, die mit Placebos geheilt worden sein sollen.
Kritiker der Homöopathie meinen sogar: «Homöopathen sind Meister darin, Placebo-Effekte zu maximieren.»
Doch ich behaupte: Auch wenn es auf den ersten Blick so aussehen mag, Homöopathika sind keine Placebos. Ganz im Gegenteil: Homöopathika sind wissenschaftlicher als das so mancher Kritiker wahr haben will. Es gibt allerdings einen wesentlichen Unterschied zu Medikamenten der Schulmedizin: Die Wirkung homöopathischer Arzneien beruht nicht nur wie die Medikamente auf einer pharmakologischen Basis, sondern auch auf einer physikalischen. Das ist der Unterschied in der Denkweise.
Man kann es auch so ausdrücken: Die Homöopathie kombiniert das pharmakologische Wirkstoffprinzip mit dem physikalischen Prinzip der Elektrostatik und erreicht auf diese Weise bereits mit sehr geringen Dosierungen den gewünschten Heileffekt.

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